Eiserfey
Anno Dazumal
"Am Hammer"

Folgende Themen werden auf dieser Seite behandelt:

  • Eisenerzabbau und Verhüttung in Eiserfey:
  • Pulverfabrik Eiserfey
  • Eiserfeyer "Mühle Falkenstein"




Eisenerzabbau und Verhüttung in Eiserfey

Eiserfey war früher im Besitz der Benediktinerabtei Prüm. Eine Eisenhütte ist angeblich erstmals im 13. Jahrhundert nachweisbar. Ein Urbar des Jahres 1502 nennt zwei Höfe in Yserwey, die der Abtei Steinfeld gehören.

Im Jahre 1696 richtete Franz von Quentel (Pfandinhaber des Amtes Hardt) eine Anfrage an den Kurfürsten zu Köln, eine Eisenhütte in Eiserfey errichten zu dürfen. Noch im Jahre 1696 genehmigte der Kurfürst die Errichtung eines Eisenwerkes. 

Um 1800 gab es nach einer Beschreibung des königlich- preußischen- Kriegs-,Steuer- und Bergrat und Fabrikenkommissarius Friedrich August Alexander Eversmann aus dem Jahre 1802 in Eisefey 2 Reitwerke*, d. h. 2 Eisenhütten.

1803 erwarb der Eisenfabrikant Henseler das ehemalige Kurkölner Altwerk in Eiserfey.

*Das  bedeutendere "Altwerk" hatte einen Hochofen mit Schlackenpochwerk,  einen Stabhammer mit einem Frischfeuer und einem Wärmefeuer. Die Besitzer beider Werke waren: Schmitz von der Heistartburg und der Kanonikus (Pastor)  von Eiserfey. 1826 waren Kanonikus Eilartz und Hüttenmeister Fingerhut Anteilshaber am Reitwerk Eiserfey (Quelle: Internetseite GeoMontanus).

Die frühere Geschichte dieser Hütten liegt weitgehend im dunkeln.

Die eine Hütte, das Eiserfey- Altwerk war mit einem Hammerwerk verbunden.     Sie lag im nördlichen Ortsteil nach Vussem zu, der heute noch im Volksmund     "Am Hammer" genannt wird.

Die zweite Hütte, Eiserfey- Neuwerk befand sich im südlichen Ortsteil nach Dreimühlen zu, der heute noch im Volksmund "an de Hött" genannt wird.

Die Hochöfen brauchten zur Gewinnung des Eisens Holzkohle, die aus den umliegenden Waldungen gewonnen wurden. Noch heute gebräuchliche Flurnamen deuten auf die Örtlichkeit hin, wo die Kohlemeiler gebrannt haben. Der Taleinschnitt in östlicher Verlängerung der Straße "Im Wiesental" heißt heute noch "Kolldell" (Kohlental).
Dieser Taleinschnitt fällt sehr steil zur Talsohle des Veytals ab, war daher für die Tragtiere (Esel), die den Abtransport der Kohle bzw. den Antransport des Holzes besorgten, zu steil. Der südlich des "Kolldell" gelegene Taleinschnitt ist weniger steil und mündet auf der Höhenlinie in die "Kohldell" ein. Dieser heißt heute noch "Öselsdell" (Eseltal). Es ist also schlüssig, dass sich der An- und Abtransport durch die "Öselsdell" vollzog.

Zu jeder Hütte gehörte ein über 30m langes Fachwerkhaus, das als Kohleschuppen, Lagerhaus und Stallung für die Tragtiere diente. Diese Häuser wurden nach Erlöschen der Hochöfen zu Wohnhäusern umgebaut. Beide wurden  im 2. Weltkrieg zum Teil zerstört, aber teilweise wieder hergerichtet.
Am "Alten Hammer" steht das Haus parallel, an "de Hött" senkrecht zur Straße (B477). Sie fallen heute noch durch ihre Länge aus dem übrigen Baurahmen heraus.

 Auf Lagerstätten des Eisenerzes bei Eiserfey weisen heute noch die Bergnamen "Ruedebergs-Kitz" und "Ruedeberg" (Rotberg) hin. Tatsächlich gibt es noch einen Stollen, der von der Talsohle in den "Ruedeberg" hineinführt. Im 2. Weltkrieg  diente dieser als Luftschutzbunker für die Eiserfeyer Bevölkerung. Nach dem Krieg wurde er wegen Einsturzgefahr vermauert.

Ebenso ist an der anderen Talseite ein weiterer Stollen, der ebenfalls im 2. Weltkrieg als Bunker diente. Auch er wurde nach dem Krieg vermauert.

Ein weiteres Abbaugebiet lag zwischen Eiserfey und Vollem am Hang hinter dem ehemaligen Haus des Johann Huth. Hier befand sich offensichtlich auch eine Aufbereitung, wo der gebrochene Eisenstein u. a.  gewaschen wurde.

Während es über den Hochofen von Eiserfey- Neuwerk einen genauen Hinweis in "Karstens Handbuch der Eisenhütten" gibt, ist auf eine Situationszeichnung des Eisenwerks "Alten Hammer", die in der Franzosenzeit (1794-1814) entstanden ist (Abb. 4.), nur noch die Rede von einem Eisenhammer. Risszeichnungenaus dem Jahre 1824 geben einen Einblick in die Arbeitsweise des "Hammers".

Situationszeichnung des Eisenwerks "Alter Hammer"
(1794-1814 in Franzosenzeit entstanden)

Der "Hammer" war eigentlich ein Stahlwerk. Das im Hochofen gewonnene Eisen wies noch starke Verunreinigungen auf, so dass es nur als sprödes Gusseisen verwendet werden konnte. Um es schmiedbar zu machen, bedurfte es der Veredelung. Durch erneutes Erwärmen im Frischfeuer wurde das Roheisen durch einen starken Luftstrom, den die Bälge erzeugten gefrischt, d. h. durch Oxidation wurden die Beimengungen, vor allem Kohlenstoff, der aus dem Reduktionsprozess im Hochofen stammte, in dem Eisen zur Schlacke verbrannt. Diese wurde dann, soweit sie nicht im Frischfeuer abgestoßen wurde, mit dem Hammer vom Eisen getrennt.

In der Mitte des 18. Jahrhundert kommt die Eisenindustrie in der Eifel zum Erliegen.

Die Gründe für den Niedergang der Eisenindustrie waren neben dem Holzraubbau (der weite Wege zum Antransport des Holzes zur Folge hatte), der Konkurrenz der Steinkohle, auch die unvorstellbar schlechten Straßenverhältnisse. Die preußische Regierung zögerte den Straßenbau in der Eifel hinaus.

Hier und da entstanden so genannte Prämienstraßen, auf denen fremde Fuhrwerke Wegegeld bezahlen mussten. Diese Prämien mussten an die Prämienpächter, die für die Unterhaltung dieser Straßen zu sorgen hatten, abgeführt werden. Durch Eiserfey führte auch eine Prämienstraße (siehe Abb.). Am Gasthof Walber (heute Römerstube) war u. a. ein Schlagbaum, an dem Wegegeld zu entrichten war. 

Auszug aus Situationsplan (1864)
Orginal in Besitz der Familie Borker (Eiserfey)

1864 stellt der Fabrikant Theodor Strunk aus Eiserfey den Antrag, das "frühere "Eisenwerk "Alter Hammer" zu einer Holzschneidemühle umbauen zu dürfen. 1885 erhielt dieser die Genehmigung zum Umbau (lt. Polizeiliche Genehmigung I Nr. 26456, die sich schriftlich in den Händen der Familie Borker aus Eiserfey befindet). 

Eine Situationskarte von 1880 ( heute  im Besitz der Familie Borker) weist aus, dass die Firma Simon und Ullrich, Eisengießerei zu Marienau bei Mechernich,eine Ofenschleiferei in dem Gebäude des "Alten Hammer" errichtet hat. 1922 war die Schleiferei im Besitz des "Hilden Matthias", Ingenieur aus Cöln (laut Katasterauszug). Die Weltwirtschaftskrise setzte der "Schlief", wie sie alte Leute gelegentlich nannten, ein Ende. 

Das 5 m hohe und 1,3m breite oberschlächtige Wasserrad ruhte, bis Anfang der dreißiger Jahre der Huf- und Wagenschmiedemeister Matthias Theisgen das Gebäude erwarb und dort seinen Schmiedebetrieb aufnahm. Nun trieb das Wasserrad wieder Blasebalg und Hammer. Nach dem 2. Weltkrieg gab Matthias Theisgen die Schmiede auf. Das Gebäude wurde nach einem Brand komplett in ein Wohnhaus umgebaut.

Der jetzige Besitzer, Werner Borker (Schwiegersohn von Matthias Theisgen), restaurierte das Wasserrad liebevoll, und nutzt es heute zur Stromerzeugung.

Über das Schicksal der Hütte Eiserfey- Neuwerk liegen nicht so viele schriftlicheZeugnisse vor. Paul Schroeder nennt als Besitzer im Jahre 1836 Fr. Jo. Eillarz und Witwe Fingerhuth aus Eiserfey. Das Wasserrad "an de Hött" lieferte nach dem Niedergang der Eisenindustrie in der Eifel später ebenfallsdie Kraft für ein Sägewerk, das der vielseitige Unternehmer Everhardt Esser dort in Betrieb nahm.
Der Unternehmer Esser betrieb neben dem Sägewerk noch Landwirtschaft, Stein-brüche, und einen Kalkofen, der auf dem heutigen Wohngrundstück des verstorbenen Landwirtes Aluis Junker (zur Kakushöhle) lag. Über die Geschäfte des Everhardt Esser gibt u. a. Anonce ausdem Jahr 1909 Auskunft.

Anonce aus dem Jahr 1909

Auch als Sägewerk hielt der Betrieb den Namen "Hött" bei.  Als es in einer Nacht einem Brand zum Opfer fiel, weckte ein Anwohner die Leute mit dem Ruf: "Löck stooht op, de Hött bröht!" Ebenfalls in der Weltwirtschaftskrise blieb das Sägewerk stehen. Das Gebäude wurde zur Ruine. Im Zuge der Dorfverschönerung legten die Dorfbewohner in den 70er Jahren dort im Hand- und Spanndienst eine Parkanlage an. 

Die industrielle Vergangenheit verdankte der Ort Eiserfey seinem Waldreichtum, seinen Bodenschätzen und seiner Wasserkraft, die der Bach, der mit starkem Gefälle den Ort durchfließt, lieferte. Bei der Gewinnung von Eisen waren alle drei Komponenten, Wald, Bodenschätze und Wasserkraft von Bedeutung. Liegen für diesen Industriezweig auch nur schriftliche Nachweise aus den letzten Jahrhunderten vor, so ist es doch im höchsten Maße wahrscheinlich, dass auch in den davorliegenden Jahrhunderten Eisen in und um Eiserfey erzeugt wurde. 

Sicherlich haben schon die Römer durch ihre genaue Ortskenntnis, die sich aus dem Bau der römischen Wasserleitung nach Köln ergibt, hier schon Erz geborgen und verhüttet. Auch die keltischen Ureinwohner, denen der Ort seinen Namen verdankt, haben aufgrund der Namengebung hier schon nach Eisenerz gegraben und es verhüttet.


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Pulverfabrik Eiserfey im 19. Jahrhundert


Dem Wald- und Wasserreichtum verdankte Eiserfey im ausgehenden
19. Jahrhundert einen anderen  Industriezweig. Die Nobel- Dynamit AG aus Troisdorf an der Sieg errichtete unterhalb des "alten Hammers" an der östlichen Talseite ein Zweigwerk, die Rheinisch- Westfälische Pulverfabrik Eiserfey. Hier wurde Schwarzpulver für Bergwerke und Steinbrüche hergestellt. Eine Karte des königlichen Kataster Kontrolleurs Dantz aus dem Jahre 1877 weist auf dem weitläufigen Gelände 1 Verwaltungswohnhaus    (an der Straße B477),
2 Pulvermühlen, 1 Kohlenlager, 1 Trockenhaus, 1 Materiallager, 1 Magazin und ein Dynamitbunker aus. An der Zufahrt war rechts ein Stauweiher, um genügend Wasser für die 5 Wasserräder zu haben (siehe Abbildung).  

Auszug Karte des königlichen Katasters Kontrolleurs Danz (1877)


Im Jahre 1900 brannte die Pulvermühle ab. Von den Gebäuden sind jetzt nur noch Mauerreste erhalten. Das Gelände ist heute in Privatbesitz und wurde parkartig einschließlich des Stauweihers umgestaltet (siehe Foto). Im Volksmund heißt das Gelände immer noch "de Polvermöll".

Stauweiher Parkanlage 2008
(Foto: Wolfgang Meyer)

Die Pulvermühle brachte zur damaligen Zeit viele Verdienstmöglichkeiten ins Dorf, vor allem für Arbeiter, Kistenschreinern und für Fuhrleute. Schwere rund verdeckte Pferdekarren transportierten, weiten Abstand haltend, die Pulverkisten über Land. Zur Warnung hatten die Karren rote Fähnchen und eine Schelle. Der Fuhrmann warnte andere Wagen und Fußgänger mit dem Ruf: "Po- le- ve- wan!"


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Historie des Mehlmahlens und der Eiserfeyer "Mühle Falkenstein"


Mühle "Falkenstein" im Jahr 2008
(Foto: Wolfgang Meyer)


Nur der Wasserkraft verdankt ein anderes Gewerbe die Existenz, das Mehlmühlengewerbe.  

Bis Ende des 18. Jahrhunderts, also bis zu der Zeit, als Napoleon den linksrheinischen Gebieten eine neue Rechtsordnung (Code Napoleon) brachte, übte der Kurfürst und Erzbischof von Köln seine Herrschaft über Eiserfey aus. Er vergab auch die Rechte, eine Mühle zu errichten. So stammte die Eiserfeyer Mühle sicherlich aus dieser Zeit. Die Herrscherhäuser errichteten die Mühlen und verpachteten sie. Die Müller erhielten ihren Mahllohn von den Bauern durch Molter, das heißt, sie behielten eine gewisse Menge des Mahlgutes als Bezahlung für sich.  

Jeder Müller hatte seinen "Huchet", d. h. er war für einen bestimmten Bereich zuständig. Die Bauern mussten in der Herrenmühle mahlen lassen. Der Müller musste das Getreide bei den Bauern abholen und das Mehl zurückbringen. Das geschah mit Tragetieren (Esel) oder später bei ausgebauten Wegen mit der Müllerkarre. Diesen Brauch hielten die Müller, wie auch das Moltern,  auch bis in die Neuzeit bei, nachdem Napoleon die Mühlenverordnungen aufgehoben hatte und die Mühlen im Privatbesitz übergingen.
Dem  Moltern haftete immer ein bisschen der Geruch des Unredlichen an. Josef Bauer berichtet in einem Aufsatz über das Mühlenwesen im Veybachtal, dass die Leute von diesem oder jenem Müller behauptet hätten: " Häe versteeht at Moltere beißte wie et Mahle". Oder:" Osem Mölle seng schwerste Ärbede sen et Moltere on et Bichtejohn."  

Der letzte Müller von Eiserfey, Hubert Falkenstein (gestorben 1961), wurde im Volksmund neben "Mölle Hoppert" auch "Moltehoppert" genannt.  

Nach dem Tode des letzten Müllers von Eiserfey, Hubert Falkenstein, im Jahre 1961 blieben die Mahlsteine der Eiserfeyer Mühle stehen. Die Mühle ist jetzt nur noch Wohnhaus. Das Wasserrad wurde, weil es zu verrotten drohte, im Jahre 1982 restauriert.

Ansicht der Mühle (Wohnhaus) im Jahre 2008
(Foto: Wolfgang Meyer)

Der Betrieb der Mühle lohnte sich aber einfach nicht mehr. Heute ist sie wie ein Museum hergerichtet. Nur aus reiner Liebhaberei drehen sich noch ab und an die alten Zahnräder.