Eiserfey und dessen Historie

Ort damals und heute


Folgende Themen werden auf dieser Seite behandelt:

  • Eisenerzbergbau in der Kalkeifel
  • Eisenerzabbau und Verhüttung in Eiserfey
  • Ölmühle Eiserfey 
  • Pulverfabrik Eiserfey 
  • Eiserfeyer Mühle Falkenstein


Eisenerzbergbau in der Kalkeifel

Die Kalkeifel ist bekannt für ihre Eisenerzlagerstätten, die in verschiedenen Formen auftreten. Insbesondere sind schichtgebundene sedimentäre Eisenerzvorkommen in den Heisdorf-Schichten der jüngsten Unterdevon-Zeit weit verbreitet. Das Eisenerz, bestehend aus rotem Hämatit (Fe2O3), ist hier an winzige kalkige Fossilbruchstücke gebunden und ummantelt diese auch in dünnen Schichten. Diese eisenreichen Kalksteinbänke wurden vor allem im 18. und 19. Jahrhundert an vielen Stellen in den Randbereichen der Eifelkalk-Mulden abgebaut.

Neben diesen primären schichtgebundenen sedimentären Eisenvorkommen wurden in den Eifelkalkmulden aber auch Verwitterungserze wie Brauneisenstein gesucht und verhüttet. Die Entstehung dieser Erze war an langfristige Verwitterungsprozesse der kreide- und tertiärzeitlichen Landoberfläche der Kalkeifel gebunden.

Der Eisenerzbergbau spielte in der Geschichte der Kalkeifel eine bedeutende Rolle, deren Wurzeln bis in die keltische und römische Zeit zurückreichen. Verschiedene Relikte von römischen Eisenschmelzen sind in Blankenheim, Dollendorf und Jünkerath erhalten geblieben. Zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert prägten Eisenerzbergwerke und Eisenhütten das gesamte Land. Gebiete mit besonders reichen Lagerstätten von Roteisenstein der Heisdorf-Schichten und Brauneisenstein als dessen Verwitterungserz befanden sich in der Sötenicher Mulde, der Blankenheimer Mulde und auf beiden Flanken der Dollendorfer Mulde.

Zunächst wurde das Eisenerz im Tagebau und im Stollenbau mit geringer Schachtteufe gefördert. Später teufte man für tiefere Erzlager Reifenschächte ab, die bis zu 30 Meter tief reichten. Ein Bergwerk bestand aus zwei Reifenschächten, von denen einer zur Erzförderung und der andere zur Bewetterung und als Fahrt für die Bergleute diente. In der Regel arbeiteten zwei bis drei Bergleute in einer Grube, die von ihrer Sohle aus durch Stollenvortrieb erweitert wurde.

Skitzze Hüttenwerk


Eisenerzabbau und Verhüttung in Eiserfey

Im Spätmittelalter entstanden in der Eifel Reitwerke, die eine bedeutende Rolle in der Eisenverarbeitung spielten. Die ersten Hütten wurden in Orten wie Eisenschmitt und Eiserfey bereits im 14. Jahrhundert gegründet und ihre Verbreitung wurde durch einen gesteigerten Bedarf der neu entstandenen Städte begünstigt. Der Bedarf an Eisenwaren war groß, während landwirtschaftliche Erzeugnisse an Wert verloren. Dies führte dazu, dass viele erwerbslos gewordene Menschen in und um die Reitwerke Arbeit fanden. Neben Fachkräften beschäftigten die Reitwerke auch eine große Anzahl ungelernter Arbeiter für die Gewinnung von Holzkohle und Erz sowie für den Transport dieser Güter.

Aquarell von Helmut Schreiber

Beispielzeichnung eines Reitwerkes

Reitwerke waren eine wichtige Errungenschaft des Spätmittel-alters in der Eifel und vereinten zwei Produktionsschritte: das Verhütten und Schmieden von Eisen. Hierzu wurden zwei bedeutende Innovationen des Hochmittelalters eingesetzt, der Hochofen, der den seit Beginn der Eisenverarbeitung genutzten Rennofen ablöste, und die Wasserkraft, die Blasebälge und Schmiedehämmer antrieb und die Eisenverarbeitung von den Höhen in die Täler brachte.

Die Hammerwerke spielten dabei eine wichtige Rolle in der Eisenverarbeitung. Die schweren, mechanisch arbeitenden Rohstahlhämmer befreiten die im Stückofen aus Eisenerz und Holzkohle zusammengeschmolzenen Rohlinge von Schlacken und brachten sie in die gewünschte Form. Reitwerke waren jedoch stark abhängig von Wetterbedingungen. Bei Frost, Hoch- oder Niedrigwasser musste die Arbeit ruhen.

Im Einzelnen umfasste der Produktionsprozess eines Reitwerks folgende Betriebseinheiten und Gebäude: Blech nannte man den Platz, wo die angelieferten Erze und Kohlen gewogen wurden. Die Kohlen lagerten in einem eigenen Schuppen. Der Eisenstein wurde an einem eigenen Platz gewaschen und lagerte dann in einem Melder oder Möller bis zur Beschickung des Hochofens.

Historisches Pochwerk (Beispielzeichnung)

In der Früh- oder Frischschmiede wurde dem Roheisen der Kohlenstoff entzogen. In der Hammerschmiede wurde Stabeisen geschmiedet, in der Schlacken- oder Schnorrenmühle die Schlacken zerkleinert, Resteisen gesammelt und zum Schluss Sand hergestellt.

Sie war meist ein Pochwerk. Sechs Wasserräder wurden benötigt: Eines für das Gebläse des Hochofens, je zwei für Blasebälge und Hammer von Frühschmiede und Hammerschmiede und eines für die Schlackenmühle. In einem Graben wurde das Wasser gestaut und mit Hilfe von Erk (Wehr) und Schütz auf die Räder geleitet.

Der Holzkohlebedarf der Reitwerke (die Holzkohle zum Heizen und Reduzierung einsetzten) war sehr hoch. Für die Gewinnung von 15 Kilogramm Eisen mussten 23 Kubikmeter Holz verkokelt werden. Das führte in Eifel und Voreifel zum Kahlschlag der Buchen- und Birkenwälder, deren Holz am besten für die Holzkohle geeignet war, die in den Reitwerken Verwendung fand. Damit kam es zu einer empfindlichen Verknappung dieses Werkstoffes, auch wenn die Obrigkeit, die ansonsten die Ansiedlung von Reitwerken als willkommene Einnahmequelle förderte, diesem Raubbau durch Erlasse entgegentrat.

Die Randlage, in die die Eifler Eisenindustrie durch den Anschluss an Preußen nach 1815 geriet, war - verbunden mit der schlechten Verkehrsanbindung des zum Truppenaufmarschgebiet und Fichtenlieferanten degradierten „Preußisch-Sibirien“ - ein weiterer Grund für den Niedergang. Letztlich gab der technische Fortschritt, der zur Entstehung der Reitwerke und frühneuzeitlichen Eisenindustrie in Eifel und Voreifel geführt hatte, dieser Produktionsform den Todesstoß.

Durch den Einsatz von Koks bei der Eisenverhüttung und der witterungsunabhängigen Dampfmaschine bei der Weiterverarbeitung (v.a. in Walzwerken) verloren die Reitwerke ihre Wirtschaftlichkeit und wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts in Eifel und Voreifel stillgelegt. Die Eisenindustrie wanderte in die Steinkohlenreviere und zu ergiebigeren Erzlagern ab.

Geschichte der Reitmeister
Mit der Entwicklung von Reitwerken im 14. Jahrhundert kam der Beruf des Reitmeisters zuerst in der Eifel auf. . Religiöse Verfolgung ließ in der Mitte des 16. Jahrhunderts Hugenotten aus den Niederlanden und Frankreich in die Eifel flüchten: die niederländischen Familien Wolgart und Peuchen und die französischen Familien Virmond und Poensgen. Die Eifeler Reitmeister betrieben neben ihrem Eisengewerbe einen mehr oder minder großen Ackerbau und nannten „Ackerer“ als ihren Hauptberuf. Bekannte Eisenfabrikanten der napoleonischen Ära waren Schoeller, Cramer, Virmont, Peuchen, Bastian, Poensgen und Axmacher. In der Voreifel, vornehmlich auf dem heutigen Gebiet der Stadt Stolberg bei Aachen, waren noch vor der Ankunft der messingverarbeitenden Kupfermeister in der Herrlichkeit Stolberg die Reitmeister am Oberlauf des Vichtbaches in Vicht, Zweifall und Mulartshütte sowie in Schevenhütte am Wehebach tätig. Wie die Kupfermeister erhielt dieses Gewerbe an der Vicht Impulse durch Aachener Protestanten. Über mehrere Jahrhunderte war die Familie Hoesch, ursprünglich Aachener Kupfermeister, die führenden Reitmeister im Vichttal. Die Wasserkraft von Vicht und Wehe, Eisenvorkommen in der Nähe (Vichter Eisenstein) und ausgedehnte Waldgebiete für die Herstellung von Holzkohle waren ausgezeichnete Standortfaktoren.

Üblicherweise hielten mehrere Reitmeister Besitzanteile an einem Reitwerk, d. h. sie bildeten eine Gewerkschaft. Diese Besitzanteile nannte man „Tage“, da sie ursprünglich das Recht zur Nutzung des Reitwerks an bestimmten Tagen innerhalb eines Zyklus von 24 Tagen bedeuteten. Diese gemeinschaftliche Wirtschaftsform brachte eine breite Streuung des bescheidenen Wohlstands mit sich.
Anfangs überwachten und organisierten die Reitmeister selbst die Produktion, doch mit steigendem Wohlstand stellten sie für diese Aufgabe Hüttenmeister ein und verlegten sich auf die kaufmännische und technische Verwaltung. Außerdem hielten sie Kontakt zu den Absatzmärkten und insbesondere zur Obrigkeit.

Die gestiegenen Holzkohlepreise ab ungefähr 1700 zwangen in der Folge viele Reitmeister zur Aufgabe oder Verlagerung ihres Gewerbes, entweder in die Eifel (Kalltal, Schleidener Tal) oder nach Düren (so ein Spross der Familie Hoesch, der von hier ins Ruhrgebiet gelangte, wo er den gleichnamigen Stahlkonzern begründete). Ganz aufgegeben wurde das Eisengewerbe erst im Verlaufe des 19. Jahrhunderts.
Heute zeugen erhaltene Reitwerke und Flurnamen in der Eifel und Voreifel vom Wirken der Reitmeister.

(Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Reitwerk aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.)

Eiserfey war früher im Besitz der Benediktinerabtei Prüm. Eine Eisenhütte ist angeblich erstmals im 13. Jahrhundert nachweisbar. Ein Urbar des Jahres 1502 nennt zwei Höfe in Yserwey, die der Abtei Steinfeld gehören.

Im Jahre 1696 richtete Franz von Quentel (Pfandinhaber des Amtes Hardt) eine Anfrage an den Kurfürsten zu Köln, eine Eisenhütte in Eiserfey errichten zu dürfen. Am 6. Mai 1696 genehmigte der Kurfürst Josef Clemens von Köln die Errichtung einer Eisenhütte.
1721 schließen Franz von Quentell und seine Ehefrau Anna Franciska geb. von Meinertshagen mit dem Kurfürsten einen Nutzungsvertrag über die Hütte. Die Hütte wird mit einer Hypothek von 2000 Reichstalern belastet. Diese wurde mit jährlich 5% verzinst. Diese Zinseinkünfte wurden vom Erzbischof Clemens August am 14. Oktober 1752 dem Kapuzinerinnenkloster zu Bonn übertragen.
Nach ihrer Errichtung wurden als Pächter Guinetti und Rotscheid erwähnt. 1769 - 1776 wurde die Hütte von Eilertz, Schultheiß zu Weyer, Theodor Hamacher und Josefa Latz gepachtet. Es mussten Holzteile des Hammers und des Kohlenschuppen erneuert werden. Der neben dem Kohleschuppen befindliche Hochofen musste neu gebaut werden. Dieser war 1802 noch in Betrieb, allerdings ist er in einem Lageplan aus der Franzosenzeit (1814) weder eingetragen noch erwähnt.

In der Karte ( siehe unten ) "Die Eisenhütten in der Nordeifel i. J. 1790 sind  auch das Altwerk und Neuwerk Eiserfey aufgeführt!

Um 1800 gab es nach einer Beschreibung des königlich- preußischen- Kriegs-,Steuer- und Bergrat und Fabrikenkommissarius Friedrich August Alexander Eversmann aus dem Jahre 1802 in Eisefey 2 Reitwerke*, d. h. 2 Eisenhütten.
1803 erwarb der Eisenfabrikant Henseler das ehemalige Kurkölner Altwerk in Eiserfey.
*Das  bedeutendere "Altwerk" hatte einen Hochofen mit Schlackenpochwerk,  einen Stabhammer mit einem Frischfeuer und einem Wärmefeuer. Die Besitzer beider Werke waren: Schmitz von der Heistartburg und der Kanonikus (Pastor)  von Eiserfey. 1826 waren Kanonikus Eilartz und Hüttenmeister Fingerhut Anteilshaber am Reitwerk Eiserfey (Quelle: Internetseite GeoMontanus).

Die eine Hütte, das Eiserfey- Altwerk war mit einem Hammerwerk verbunden. Sie lag im nördlichen Ortsteil nach Vussem zu, der heute noch im Volksmund  "Am Hammer" genannt wird.

Die zweite Hütte, Eiserfey- Neuwerk befand sich nach Aufzeichnungen an der Stelle, wo später die Pulverfabrik errichtet wurde. (Quelle:Schriftwechsel, betreffend die Umwandlung des ehemaligen Hüttenwerks "Neuwerk bei Eiserfey" in eine Pulvermühle durch die Firma Carl Kreuser jr. und Kompanie, sowie deren Explosion am 16.2.1866 und ihre Wiederinbetriebnahme, mit Gutachten und Revisionsattest des Kreisbaumeisters, 1865-1867;Landratsamt Schleiden Nr. 26, Aktenzeichen : C. 32)

Die frühere Geschichte dieser Hütten liegt weitgehend im dunkeln. Hier gibt es in den vorhandenen Quellen auch unterschiedliche Aussagen!

Die Hütte war von der Abtei Steinfeld errichtet worden. Deswegen kam es zwischen Steinfeld und Kurköln zu einem langen Rechtsstreit. Der Kurfürst von Köln behauptete, die Abtei Steinfeld habe 1728 ohne den Kurfürsten zu fragen eine neue Schmelze, einen neuen Hammer und einen Marmorsteinbruch eingerichtet.

Im Jahre 1746 rückte ein kurkölnisches Kommando an; Der Offizier erklärte die gesamte Anlage für konfisziert. Juristen nahmen sich der Sache an, ein jahrelanger Rechtsstreit begann. Der Rechtsstreit lässt sich bis zur Auflösung des Alten Reiches verfolgen (P. Neu, Eisenindustrie in der Eifel, S. 181).

Im Jahrbuch 2007 des Kreises Euskirchen wurde dies in einem Beitrag " Die Steinfelder Hütte zu Urft" anders beschrieben. Hier ist dieser Vorgang der Steinfelder Hütte zu Urft zugeordnet.

Es heißt: >>> Die Hofkammer weist den Schultheißen Eilertz zu Eiserfey- das Dorf zählte zum königlichem Dingstuhl Weyer- an, Karren sowie Hand- und Spanndienste für die Kommissare zu beschaffen.

Am 3. August 1746 gegen 7 Uhr erschienen die Kommissare in Begleitung eines aus Zülpich angerückten Grenadierkommandos von rund 30 Mann auf der Schmelz und daran gelegenen Hammer. Sie forderten von Hammermeister Niclas Lenzen die Schlüssel zu den Schuppen für das fertige Eisen (Eisenstitzen). Als Lenzen zuerst in Steinfeld Instruktionen einholen möchte, wie er sich verhalten solle, drohen die Grenadiere damit, die Türen mit Feuerhämmern und Brecheisen gewaltsam einzuschlagen. Die Kommissare finden 62 Stück Stabeisen, von denen sie 38 Eisenstäbe von verschiedener Größe und Caliber auf Karren laden zu lassen. Die Schlüssel werden einbehalten. Der Zugang zum nicht verschließbaren Hammerbau wird mittels eines hölzernen Tür- Baums versperrt<<<.

Später im Text heißt es: >>> Nun beginnt der Abtransport des Pfandgutes. Wegen seiner Zerbrechlichkeit lässt man das Kreuz schon bei dem Schöffen Latz zu Weyer zurück, das Stabeisen und die Güß werden beim Schultheißen Eilertz in Eiserfey in Verwahr gegeben. Das Grenadierkommando  kehrt in aller Frühe bei durchaus gehaltener guter Manneszucht in die Garnison zurück<<<.

(Quelle: Jahrbuch 2007, Kreis Euskirchen, Die Steinfelder Hütte zu Urft, von Manfred Konrads, Seite 39) 

 

Zeichnung: Hochofen Eiserfey um 1840

Quelle: Karstens "Handbuch der Eisenhüttenkunde"

Der Hochofen war bis etwa 1860 in Betrieb.

Beide Hütten wurden 1829 zusammengefasst. Am 6. August 1829 wurde den Geschwistern Eilerz und Konsorten für das ihnen gehörige Eisenhüttenwerk zu Eiserfey durch das preußische Innenministerium in Berlin die Permission (Genehmigung) erteilt. Darin heißt es: >> Den Eigentümern des Eisenhüttenwerks  Altwerk zu Eiserfey, namentlich: Geschwister Karl Theodor und Maria Anna Eilertz, wohnhaft zu Eiserfey, Theodor Latz daselbst, .. wird zur gesetzlichen Berechtigung dieses seit längerer Zeit bestandenen und fortwährend im Betrieb gewesenen Hüttenwerks der gegenwärtige Permissionsakt erteilt ..  besteht dieses Hüttenwerk aus einem Hochofen mit einem Schlackenpochwerk und einem Stabhammer mit einem Frisch- und einem Wärmefeuer. Die Hochofenhütte liegt am oberen Ende des Dorfes Eiserfey, am östlichen Arm des Feybaches , welcher die zwei oberschlächtigen Wasserräder des Gebläses und des Schlackenpochwerks betreibt. Die Hammerhütte liegt unterhalb des Dorfes und benutzt für die drei Wasserräder, der beiden Gebläse und des Hammers sowohl jenen östlichen, als den westlichen von Urfey herabkommenden Arm des Feybachs.<<

In dieser Zeit florierte die Eisenfabrikation noch einmal in Eiserfey. In verschiedenen Quellen wurde hier von 3400 u. 9000 Zentner Eisenproduktion berichtet

Die Hochöfen brauchten zur Gewinnung des Eisens Holzkohle, die aus den umliegenden Waldungen gewonnen wurden. Noch heute gebräuchliche Flurnamen deuten auf die Örtlichkeit hin, wo die Kohlemeiler gebrannt haben. Der Taleinschnitt in östlicher Verlängerung der Straße "Im Wiesental" heißt heute noch "Kolldell" (Kohlental).

Dieser Taleinschnitt fällt sehr steil zur Talsohle des Veytals ab, war daher für die Tragtiere (Esel), die den Abtransport der Kohle bzw. den Antransport des Holzes besorgten, zu steil. Der südlich des "Kolldell" gelegene Taleinschnitt ist weniger steil und mündet auf der Höhenlinie in die "Kohldell" ein. Dieser heißt heute noch "Öselsdell" (Eseltal). Es ist also schlüssig, dass sich der An- und Abtransport durch die "Öselsdell" vollzog.

Zu jeder Hütte gehörte ein über 30m langes Fachwerkhaus, das als Kohleschuppen, Lagerhaus und Stallung für die Tragtiere diente. Diese Häuser wurden nach Erlöschen der Hochöfen zu Wohnhäusern umgebaut. Beide wurden  im 2. Weltkrieg zum Teil zerstört, aber teilweise wieder hergerichtet.

Am "Alten Hammer" steht das Haus parallel, an "de Hött" senkrecht zur Straße (B477). Sie fallen heute noch durch ihre Länge aus dem übrigen Baurahmen heraus. 

Auf Lagerstätten des Eisenerzes bei Eiserfey weisen heute noch die Bergnamen "Ruedebergs-Kitz" und "Ruedeberg" (Rotberg) hin. Tatsächlich gibt es noch einen Stollen, der von der Talsohle in den "Ruedeberg" hineinführt. Im 2. Weltkrieg diente dieser als Luftschutzbunker für die Eiserfeyer Bevölkerung. Nach dem Krieg wurde er wegen Einsturzgefahr vermauert.
Ebenso ist an der anderen Talseite ein weiterer Stollen, der ebenfalls im 2. Weltkrieg als Bunker diente. Auch er wurde nach dem Krieg vermauert.
Ein weiteres Abbaugebiet lag zwischen Eiserfey und Vollem am Hang hinter dem ehemaligen Haus des Johann Huth. Hier befand sich offensichtlich auch eine Aufbereitung, wo der gebrochene Eisenstein u. a. gewaschen wurde.
Während es über den Hochofen von Eiserfey- Neuwerk einen genauen Hinweis in "Karstens Handbuch der Eisenhütten" gibt, ist auf eine Situationszeichnung des Eisenwerks "Alten Hammer", die in der Franzosenzeit (1794-1814) entstanden ist (siehe Abbildung unten), nur noch die Rede von einem Eisenhammer. Risszeichnungen aus dem Jahre 1825 geben einen Einblick in die Arbeitsweise des "Hammers".

Original im Besitz der Familie Borker (Eiserfey)

Abzeichnung vom Original

Die Abbildung ist nicht datiert, der französische Text weist jedoch darauf hin, das die Karte in der Franzosenzeit zwischen 1794 und 1814 entstanden ist. 

Erläuterung der Abbildung:

A: Eisenhammer

B: Kohleschuppen, den Erben Henseler gehörend

C: Haus, von den Arbeitern bewohnt

D: Kohleschuppen, Herrn Eilertz gehörend

E: Wasserstaubecken für Wasserräder

Die Karte trägt folgende nachträgliche Eintragung in deutsch: Klärsumpf zur Klärung der bei den Eisenstein- Waschereien verunreinigtem Wasser!

Im Siebten Band des Archiv für Bergbau und Hüttenwesen (1823) schrieb Dr. Karsten folgendes:

"Von jenen Eisenwerken sind drei am Feybach gelegen:  Altwerk bei Eiserfey, Neuwerk, Neuhütte.......Bei den wenigen Hütten, wo (wie zu Eiserfey und Dahlbenden) der Hammer nicht mit dem Hohenofen unter einem Dach liegt, befindet sich derselbe wenigstens ganz in der Nähe des Hohenofens",

Der "Hammer" war eigentlich ein Stahlwerk. Das im Hochofen gewonnene Eisen wies noch starke Verunreinigungen auf, so dass es nur als sprödes Gusseisen verwendet werden konnte. Um es schmiedbar zu machen, bedurfte es der Veredelung. Durch erneutes Erwärmen im Frischfeuer wurde das Roheisen durch einen starken Luftstrom, den die Bälge erzeugten gefrischt, d. h. durch Oxidation wurden die Beimengungen, vor allem Kohlenstoff, der aus dem Reduktionsprozess im Hochofen stammte, in dem Eisen zur Schlacke verbrannt. Diese wurde dann, soweit sie nicht im Frischfeuer abgestoßen wurde, mit dem Hammer vom Eisen getrennt.

In der Mitte des 18. Jahrhundert kommt die Eisenindustrie in der Eifel zum Erliegen.

Der letzte Hochofen wurde 1898 in Jünkerath ausgeblasen und damit auch eine 2 600jährige Industrieepoche in der Eifel. Man könnte fast behaupten, dass sich die Eifel davon noch heute nicht richtig erholt hat.

Die Gründe für den Niedergang der Eisenindustrie waren neben dem Holzraubbau (der weite Wege zum Antransport des Holzes zur Folge hatte), der Konkurrenz der Steinkohle, auch die unvorstellbar schlechten Straßenverhältnisse. Die preußische Regierung zögerte den Straßenbau in der Eifel hinaus.
Hier und da entstanden so genannte Prämienstraßen, auf denen fremde Fuhrwerke Wegegeld bezahlen mussten. Diese Prämien mussten an die Prämienpächter, die für die Unterhaltung dieser Straßen zu sorgen hatten, abgeführt werden. Durch Eiserfey führte auch eine Prämienstraße (siehe Abb.). Am Gasthof Walber (heute Römerstube, siehe Foto) war u. a. ein Schlagbaum, an dem Wegegeld zu entrichten war.


(Gasthof Walber, >heute Römerstube< um etwa 1920 u. 1921)

Am alten Saalbau sind noch die Halteschilder für Fahrzeuge erkennbar, die hier die Straßenmaut für die Prämien-straße zahlen mussten.

  

 

 

 

 

 

Situationsplan:

von dem Bestande der äußeren Wasserwerke des früheren Eisenwerks Alter Hammer unterhalb Eiserfey zur Einrichtung einer Holzschneidemühle aus dem Jahr 1864








1864 stellt der Fabrikant Theodor Strunk aus Eiserfey den Antrag, das "frühere "Eisenwerk "Alter Hammer" zu einer Holzschneidemühle umbauen zu dürfen. 1885 erhielt dieser die Genehmigung zum Umbau (lt. Polizeiliche Genehmigung I Nr. 26456, die sich schriftlich in den Händen der Familie Borker aus Eiserfey befindet).

Eine Situationskarte von 1880 ( heute im Besitz der Familie Borker) weist aus, dass die Firma Simon und Ullrich, Eisengießerei zu Marienau bei Mechernich,eine Ofenschleiferei in dem Gebäude des "Alten Hammer" errichtet hat. 1922 war die Schleiferei im Besitz des "Hilden Matthias", Ingenieur aus Cöln (laut Katasterauszug). Die Weltwirtschaftskrise setzte der "Schlief", wie sie alte Leute gelegentlich nannten, ein Ende.

Das 5 m hohe und 1,3m breite oberschlächtige Wasserrad ruhte, bis Anfang der dreißiger Jahre der Huf- und Wagenschmiedemeister Matthias Theisgen das Gebäude erwarb und dort seinen Schmiedebetrieb aufnahm. Nun trieb das Wasserrad wieder Blasebalg und Hammer. Nach dem 2. Weltkrieg gab Matthias Theisgen die Schmiede auf. Das Gebäude wurde nach einem Brand komplett in ein Wohnhaus umgebaut.

Das Foto (siehe oben) zeigt das Anwesen der Familie Borker mit dem 5 m hohem Wasserrad Anfang der dreißiger Jahre, so wie es der Huf- und Wagenschmiedemeister Matthias Theisgen erwarb!

Der jetzige Besitzer, Werner Borker (Schwiegersohn von Matthias Theisgen), restaurierte das Wasserrad liebevoll, und nutzte es zur Stromerzeugung. Leider nagte der Zahn der Zeit am oberschächtigem Wasserrad, so dass es nicht mehr zur Stromerzeugung genutzt werden kann. Zur Stromerzeugung wird heute eine Turbine eingesetzt.

Über das Schicksal der Hütte Eiserfey- Neuwerk liegen nicht so viele schriftliche Zeugnisse vor. Paul Schroeder nennt als Besitzer im Jahre 1836 Fr. Jo. Eillarz und Witwe Fingerhuth aus Eiserfey.

Das Wasserrad "an de Hött" lieferte nach dem Niedergang der Eisenindustrie in der Eifel später ebenfalls die Kraft für ein Sägewerk, das der vielseitige Unternehmer Everhardt Esser dort in Betrieb nahm.

Der Unternehmer Esser betrieb neben dem Sägewerk noch Landwirtschaft, Steinbrüche, und einen Kalkofen, der auf dem heutigen Wohngrundstück des verstorbenen Landwirtes Aluis Junker (zur Kakushöhle) lag. Über die Geschäfte des Everhardt Esser gibt u. a. Anonce aus dem Jahr 1909 Auskunft.



Everhard Esser war auch der frühere Besitzer der Kakushöhle.  Er ermöglichte es den Archäologen aus Köln in der Kakushöhe erste Ausgrabungen durchzuführen.  

Foto unten zeigt Everhard Esser bei den Ausgrabungen (Everhard Esser: oberster Kopf mit Hut, 6. von links).

E. Esser oberster Kopf mit Hut, 6. von links Frühe Ausgrabungen in der Kakushöhle,

Zum Dank erhielt Everhard Esser am 25. Mai 1911 von der Cölner Antropologische Gesellschaft ein Ehrendiplom verliehen. (Foto links).

Everhard Esser hat auch mit 3 seiner Söhne und weiteren Helfern aus Eiserfey (nicht bekannt) auf einem Felsvorsprung der Kakushöhle eine Kaiser Wilhelm Büste aufgestellt ( Foto unten).





Aufstellung der Kaiser Wilhelm Büste, E. Esser 6. von links mit seinen Söhnen

Kurze Anekdote über Everhard Esser (vom Urenkel Clemens Esser)

Barbara Kreuz Eiserfey

Auch dieses Kreuz ist aus dem Stein der Kakushöhle gefertigt in 1888.
Es wurde von Everhard Esser gestiftet.
Er war in 1888 in eine ‚Pinge‘ gefallen (senkrechter Schacht aus mittelalterlicher bergbaulicher Tätigkeit).
Aus dieser Pinge konnte er sich aus eigenen Kräften nicht mehr befreien. Er saß also fest (mitten im Wald, unter Erdniveau). In dieser Situation gelobte er, für den Fall seiner Rettung, ein Kreuz zu Ehren der Heiligen Barbara zu errichten. Das ist die Geschichte zu Ihrem Barbara Kreuz (gegenüber des rückwärtigen Zugangs zum Friedhof).
Das Barbara Kreuz erfreute sich in meiner Familie bis in die 80er Jahre besonderer Wertschätzung.
(meine Schwester heißt daher auch ;Barbara‘ – da mein Vater (er hieß übrigens ebenfalls Everhard Esser) noch eine sehr besondere Beziehung zu Eiserfey hatte. Die Familie hatte in den 1920er Jahren alles in Eiserfey verkauft und war nach Düsseldorf-Oberkassel gezogen. -  In den letzten Kriegsjahren (WK2) war meine Großmutter mit den Kindern zum Schutz vor Bombenangriffen wieder nach Eiserfey zurückgegangen und bewohnte das alte Haus der Essers. Mein Vater ist dort auch zur Kommunion gegangen (1944).

Auch als Sägewerk hielt der Betrieb den Namen "Hött" bei.  Als es in einer Nacht einem Brand zum Opfer fiel, weckte ein Anwohner die Leute mit dem Ruf: "Löck stooht op, de Hött bröht!" Ebenfalls in der Weltwirtschaftskrise blieb das Sägewerk stehen. Das Gebäude wurde zur Ruine. Im Zuge der Dorfverschönerung legten die Dorfbewohner in den 70er Jahren dort im Hand- und Spanndienst eine Parkanlage an. 

Die industrielle Vergangenheit verdankte der Ort Eiserfey seinem Waldreichtum, seinen Bodenschätzen und seiner Wasserkraft, die der Bach, der mit starkem Gefälle den Ort durchfließt, lieferte. Bei der Gewinnung von Eisen waren alle drei Komponenten, Wald, Bodenschätze und Wasserkraft von Bedeutung. Liegen für diesen Industriezweig auch nur schriftliche Nachweise aus den letzten Jahrhunderten vor, so ist es doch im höchsten Maße wahrscheinlich, dass auch in den davorliegenden Jahrhunderten Eisen in und um Eiserfey erzeugt wurde.
Sicherlich haben schon die Römer durch ihre genaue Ortskenntnis, die sich aus dem Bau der römischen Wasserleitung nach Köln ergibt, hier schon Erz geborgen und verhüttet. Auch die keltischen Ureinwohner, denen der Ort seinen Namen verdankt, haben aufgrund der Namengebung hier schon nach Eisenerz gegraben und es verhüttet.

Pulverfabrik Eiserfey im 19. Jahrhundert

Dem Wald- und Wasserreichtum verdankte Eiserfey im ausgehenden 19. Jahrhundert einen anderen  Industriezweig. Die Nobel- Dynamit AG aus Troisdorf an der Sieg errichtete 1865 unterhalb des "alten Hammers" an der östlichen Talseite ein Zweigwerk, die Rheinisch- Westfälische Pulverfabrik Eiserfey. Hier wurde Schwarzpulver für Bergwerke und Steinbrüche hergestellt. Eine Karte des königlichen Kataster Kontrolleurs Dantz aus dem Jahre 1877 weist auf dem weitläufigen Gelände 1 Verwaltungswohnhaus (an der Straße B477), 2 Pulvermühlen, 1 Kohlenlager, 1 Trockenhaus, 1 Materiallager, 1 Magazin und ein Dynamitbunker aus. An der Zufahrt war rechts ein Stauweiher, um genügend Wasser für die 5 Wasserräder auf Vorrat zu haben (siehe Abbildung).

Auszug Karte des königlichen Katasters von 1877

Erläuterungen:

  1. Verwalter Wohnung
  2. Weg zu den Pulv.Mühlen
  3. Stauweiher
  4. Magazin
  5. Materiallager
  6. Trockenhaus
  7. Kohlenlager
  8. Pulvermühlen
  9. Dynamitbunker
  10.  Hofraum

Die Arbeit in der Pulvermühle war gefährlich. Es gab dort mehrere Brände. 

Im Sommer 1903 (lt. Chronik) wurde der Betrieb der Pulverfabrik in Eiserfey infolge schlechten Geschäftsganges eingestellt. Von den Gebäuden sind jetzt nur noch Mauerreste erhalten. Das Gelände ist heute in Privatbesitz und wurde parkartig einschließlich des Stauweihers umgestaltet (siehe Foto). Im Volksmund heißt das Gelände immer noch "de Polvermöll".

Das im bergischen Stil gebaute Verwaltungshaus an der Bundesstraße steht noch heute.

Die Pulvermühle brachte zur damaligen Zeit viele Verdienstmöglichkeiten ins Dorf, vor allem für Arbeiter, Kistenschreinern und für Fuhrleute. Schwere rund verdeckte Pferdekarren transportierten, weiten Abstand haltend, die Pulverkisten über Land. Zur Warnung hatten die Karren rote Fähnchen und eine Schelle. Der Fuhrmann warnte andere Wagen und Fußgänger mit dem Ruf: "Po- le- ve- wan!" 



Die Pulverfabrik in Eiserfey - Eine Geschichte des unvorsichtigen Umgangs mit Sprengstoff

Das Wasser des Veybachs in der Region Schleiden trieb einst verschiedene Betriebsstätten an, darunter auch eine Pulverfabrik in Eiserfey. Die Mechernicher Gesellschaft Carl Kreuser jun. & Compagnie errichtete 1865 die Fabrik auf dem Gelände des ehemaligen Hüttenwerks Neuwerk. Trotz des Verlusts von Arbeitsplätzen nach der Stilllegung des Eisenwerks bot die Pulverfabrik neue Stellen für Pulverarbeiter, Kistenschreiner und Tagelöhner.

Zur Herstellung des Schwarzpulvers wurden Holzkohle, Schwefel und Salpeter gemahlen und zur explosiven Mischung zusammengestellt. Die Fabrik belieferte Steinbrüche und Bergwerke in der Umgebung, darunter auch ein nahegelegenes Bleibergwerk, an dem Carl Kreuser Teilhaber war.

Bereits im Januar 1866 ereignete sich die erste Explosion in der Pulverfabrik, bei der zwei Mitarbeiter starben. Nur wenige Monate später, im Oktober desselben Jahres, kam es erneut zu einer Explosion mit tödlichem Ausgang für zwei weitere Arbeiter.

Der Schriftverkehr zwischen der königlichen Regierung in Aachen, dem Fabrikinspektor Piper, dem königlichen Landrat von Harff, dem königlichen Kreisbaumeister Holle und dem Bürgermeister der Bürgermeisterei Weyer Jakob Blum zeigt, dass in der Pulvermühle leichtsinnig und unvorsichtig gearbeitet wurde. Die königliche Regierung mahnte einen vorsichtigeren Umgang mit den Materialien an und gab beim Wiederaufbau der Fabrik weitere Sicherheitsmaßnahmen vor. Auch der Bürgermeister der Bürgermeisterei Weyer wurde in die Pflicht genommen und es wurden mehr Kontrollen durchgeführt.

Ölmühle oberhalb von Eiserfey

Ölmühle unterhalb Dreimühlen

Wie eine Akte (HSTA, Düsseldorf, Kurköln Nr. 250) ausweist,  wurde im Jahre 1666 von Johann Krämer aus Drymüllen beantragt, auf seinem Grundeigentum eine "ohlichs Mühl" erbauen zu dürfen. Die Genehmigung wurde vom kurfürstlichem Amt Hardt am 26. April 1666 erteilt. Die von Johann Krämer beantragte Konzession erforderte eine jährliche Abgabe von einem Reichstaler.



Abschrift aus dem Landesarchiv Nordrhein Westfahlen:
Die Ölmühle bei Eiserfey (Anlage durch Johann Kramer von Dreimühlen 1666, Abbruch durch die Erben Hubert Schneider 17915.
LAUFZEIT 1666-1791
Verzeichnungseinheit: Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, AA 0009 / Kurköln IV AA 0009, Nr. 250

Da in dieser Akte keine weiteren Schriftstücke für die nächsten 130 Jahre enthalten sind, ist davon auszugehen, dass die Ölmühle in diesem Zeitraum betrieben wurde.

Die Erben des verstorbenen Hubert Schneider aus Eiserfey teilten dem Erzbischof am 31. Mai 1791 mit, dass die Mühle wegen Unrentabilität abgebrochen werden solle.

Auf die Konzession wurde ( mit der Bitte um Erlass der jährlichen Abgabe von einem Reichstaler) von der Erbengemeinschaft verzichtet. Später ging die Mühle in das Eigentum des Bleibergwerks Mechernich über.

1958 wurde die Mühle von der Familie Sistig erworben, die sie heute noch bewohnt.

(Quelle:  Festscht zum 1125 jährigem Ortsjubiläum) 

Historie des Mehlmahlens und der Eiserfeyer "Mühle Falkenstein"

Nur der Wasserkraft verdankt ein anderes Gewerbe die Existenz, das Mehlmühlengewerbe.

Bis Ende des 18. Jahrhunderts, also bis zu der Zeit, als Napoleon den linksrheinischen Gebieten eine neue Rechtsordnung (Code Napoleon) brachte, übte der Kurfürst und Erzbischof von Köln seine Herrschaft über Eiserfey aus. Er vergab auch die Rechte, eine Mühle zu errichten. So stammte die Eiserfeyer Mühle sicherlich aus dieser Zeit.

Der Zeitpunkt der Errichtung der Mühle Falkenstein (benannt nach dem letzt tätigen Müller(1961) ist nicht genau bekannt.

Die Mahlmühle in der Ortsmitte von Eiserfey wird schon in einem Weistum von Vussem aus dem Jahre 1597 als Zwangsmühle für Vussem erwähnt. Erste belegbare Überlieferungen der Mühle stammen aus den Jahren1738-1740.

Aus einer Mühlenakte aus den Jahren 1738-40 geht hervor, dass diese Mühle einige Jahre zuvor errichtet wurde. Damals musste der Eiserfeyer Müller Joist Cremer dem Kurfürsten von Köln eine Gebühr von einem Reichstaler als sogenanntes Flußgeld zahlen. Durch die Konkurrenz der Mühlen in Dreimühlen und Vollem geriet Joist Cremer in arge Not.

 1738 wendete er sich in einem Brief an den Kurfürsten und schrieb:

"Wegen der vor fünf Jahren in Vollem und vor drei Jahren in Dreimühlen neu errichteten Mahlmühlen sei ihm an seiner von seinen Eltern ererbten und vor undenklichen Zeiten erbauten Mahlmühle sein bis dahin gehabtes Gemähl völlig genommen. Seinen Kindern fehle das Brot und seinem Vieh die Atzung (Futter), und er sei gezwungen, seinen Kindern den Bettelstab in die Hand zu geben. Er bittet, ihm die schon zwei Jahre rückständigen Gebühren jetzt und künftig >> ums Gottes willen<< zu erlassen.

Foto: Wolfgang Meyer

Sicht auf das Mahlgetriebe mit Königsrad

Die Eiserfeyer Mühle zeigt eine verwandte Art der Übersetzung, die ebenfalls früh anzutreffen ist. Das Getriebe ist noch weitgehend aus Holz gefertigt (ein stehendes Vorgelege). An dem dem Wasserrad entgegengesetztem Ende des Wellbaumes ist, in seiner Form eher einem Kegelrad entsprechend, ein hölzernes Kammrad angebracht. Dieses überträgt die Kraft auf einen eisernen >>Drehling<<

Dieses Kegelrad sitzt waagerecht auf einer hölzernen Welle, der Königswelle, welche die Drehbewegung an das am oberen Ende befindliche Königsrad aus Hartbuche weitergibt. In das eindrucksvolle Stirnrad greifen dann die beiden Zahnräder, die jeweils über ein Mühleisen die Läufersteine der beiden Mahlgänge in Bewegung setzen. Der Wechsel zwischen Holz- und Metallrädern dient der Geräuschdämfung.

Die Herrscherhäuser errichteten die Mühlen und verpachteten sie. Die Müller erhielten ihren Mahllohn von den Bauern durch Molter, das heißt, sie behielten eine gewisse Menge des Mahlgutes als Bezahlung für sich.

Jeder Müller hatte seinen "Huchet", d. h. er war für einen bestimmten Bereich zuständig. Die Bauern mussten in der Herrenmühle  mahlen lassen.

Foto: Wolfgang Meyer

weitere Innenansicht

Diese Mühle galt als Zwangsmühle, auch Bannmühle genannt. Sie war somit auch  für die Orte Urfey, Vollem, Kallmuth, Lorbach und Keldenich zuständig. Der Müller musste das Getreide bei den Bauern abholen und das Mehl zurückbringen. Das geschah mit Tragetieren (Esel) oder später bei ausgebauten Wegen mit der Müllerkarre. 




Diesen Brauch hielten die Müller, wie auch das Moltern,  auch bis in die Neuzeit bei, nachdem Napoleon die Mühlenverordnungen aufgehoben hatte und die Mühlen im Privatbesitz übergingen.

Dem  Moltern haftete immer ein bisschen der Geruch des Unredlichen an. Josef Bauer berichtet in einem Aufsatz über das Mühlenwesen im Veybachtal, dass die Leute von diesem oder jenem Müller behauptet hätten: " Häe versteeht at Moltere beißte wie et Mahle".        Oder:" Osem Mölle seng schwerste Ärbede sen et Moltere on et Bichtejohn.

Der letzte Müller von Eiserfey, Hubert Falkenstein (gestorben 1961), wurde im Volksmund neben "Mölle Hoppert" auch Moltehoppert" genannt.   Nach dem Tode des letzten Müllers von Eiserfey, Hubert Falkenstein, im Jahre 1961 blieben die Mahlsteine der Eiserfeyer Mühle stehen. 


Foto: Wolfgang Meyer

Wohnhaus Mühle Falkenstein im Jahr 2008

Die Mühle ist jetzt nur noch Wohnhaus und in Privatbesitz. Das Wasserrad wurde, weil es zu verrotten drohte, im Jahre 1982 restauriert.

Der Betrieb der Mühle lohnte sich aber einfach nicht mehr. Heute ist sie wie ein Museum hergerichtet. Nur aus reiner Liebhaberei drehen sich noch ab und an die alten Zahnräder                           

 

 

Foto: Wolfgang Meyer

Mühlentag 2011